www.epsilon-lyrae.de zur Startseite zurück eine Ebene zurück Datenschutzerklärung Joseph von Fraunhofer (1787-1826) Robert Bunsen (1811-1899) Angelo Secchi (1818-1878) Gustav Robert Kirchhoff (1824-1887) Ludwig Boltzmann (1844-1906) Max Planck (1858-1947) Phillip C. Keenan (1908-2000) |
Eine
kurze Geschichte der Spektroskopie
(6/2003) ”Bietet
einerseits die Spektralanalyse (...) ein Mittel von
bewunderungswürdiger
Einfachheit dar, die kleinsten Spuren gewisser Elemente in irdischen
Körpern
zu entdecken, so eröffnet sie andererseits der chemischen Forschung ein
bisher völlig verschlossenes Gebiet, das weit über die Grenzen der
Erde,
ja selbst unseres Sonnensystems, hinausreicht. Da es (...) ausreicht,
das
glühende Gas um dessen Analyse es sich handelt, zu sehen, so liegt der
Gedanke nahe, daß dieselbe [Analyse] auch anwendbar sei auf die
Atmosphäre
der Sonne und die helleren Fixsterne.” [1].
Dies schrieben R. Bunsen und G. Kirchhoff im Schlußwort ihrer 1860 erschienenen ersten gemeinsamen Abhandlung über die ”Chemische Analyse durch Spektralbeobachtungen”.
Absorptionslinien Bereits ein Jahr zuvor konnte G. Kirchhoff anhand der gelben Natrium D Linie zeigen, daß die von J. von Fraunhofer im Spektrum des Sonnenlichts gefundenen dunklen Absorptionslinien (Abbildung 1) durch Dämpfe verschiedener Elemente hervorgerufen werden. Man erkannte, daß ein heißer undurchsichtiger Körper (Kern der Sonne) ein kontinuierliches Spektrum aussendet. Ist dieser heiße Körper von einem kühleren, durchsichtigem Gas (Sonnenatmosphäre) umgeben, so werden verschiedene, diskrete Farbanteile (Linien) von dem kühleren Gas absorbiert. Die absorbierten Linien sind charakteristisch für chemische Elemente aus denen sich das Gas zusammen setzt. Gleich nach den Veröffentlichungen von R. Bunsen und G. Kirchhoff beschäftigten sich viele Astronomen mit der Spektroskopie des Sonnen- und Sternenlichts. Bereits 1868 konnte der schwedische Physiker A. J. Angström 800 Absorptionslinien des Sonnenlichts verschiedenen chemischen Elementen zuweisen. Ihm gelang als Erstem die genaue Bestimmung der Wellenlänge verschiedener Spektrallinien [2]. In der Spektroskopie wird daher heute noch die Wellenlänge in Angström angegeben. 1 Angström (A) entspricht 10 Nanometern (nm).
Man hatte also eine Methode gefunden, mit der man die chemische Zusammensetzung der Sonne und der Sterne bestimmen konnte. Doch wie erfolgreich diese neue Methode sein würde und welche Konsequenzen sich daraus auf unser Bild des Universums ergeben würden, konnten sie nicht ahnen. Als Beispiel sei hier nur die Rotverschiebung der Galaxien erwähnt, die E. Hubble bei der Spektralanalyse ferner Galaxien 1927 entdeckte und dadurch auf ein expandierendes Universum schloß. Bis heute ist die Analyse der Absorptionslinien eine der wichtigsten Informationsquellen in der Astronomie. Emissionsspektren, Spektralklassen, Hertzsprung-Russell-Diagramm (HRD) Kommen
wir nun noch einmal auf das eigentliche Emissionsspektrum der Sterne
zurück,
das in Form eines kontinuierlichen Spektrums vorliegt. Je heißer ein
Körper
ist, um so weiter verschiebt sich das emittierte Strahlungsmaximum zu
kürzeren
Wellenlängen. Zudem nimmt die Helligkeit eines glühenden Körpers mit
der Temperatur exponentiell zu. Es besteht also zwischen der
Temperatur,
der Helligkeit und der Farbe eines glühenden Körpers ein Zusammenhang,
der durch die sogenannten Strahlungsgesetze beschrieben wird. Diese
wurden
zunächst durch J. Stefan (1879), L. Boltzmann (1884) und W. Wien (1896)
teilweise und durch M. Planck (1900) vollständig entwickelt. Die
Einführung
des Energiequants durch Planck war gleichzeitig die Geburtsstunde einer
neuen Physik : der Quantenphysik. Doch das ist eine andere Geschichte.
O0-B-A-F-G-K-M8. Hierbei nimmt die Temperatur der Sternoberfläche von der Klasse O nach M ab. Bereits mit bloßem Auge lassen sich die Farben einiger heller Sterne gut erkennen. Nimmt man ein Fernglas oder ein Teleskop zu Hilfe, so springen einem die Farben förmlich ins Auge. Fotografisch lassen sich die Farben eindrucksvoll auf Strichspurenaufnahmen (Abbildung 3) oder mit nachgeführter Kamera unter Verwendung eines Weichzeichners festhalten.
In die Harvard Klassifikation lassen sich rund 99% aller Sterne einordnen. Neben der Temperatur hängt die absolute Helligkeit auch von dem Durchmesser des Sterns ab. Mit dem Durchmesser nimmt die Oberfläche zu. Eine größere Oberfläche strahlt bei gleicher Temperatur mehr Energie ab. Sterne mit unterschiedlichem Durchmesser aber gleicher Temperatur erscheinen uns bei gleicher Entfernung unterschiedlich hell. Die Einteilung der Sterne anhand ihrer Spektren reicht alleine nicht aus. Deswegen führten die Astronomen W. W. Morgan, P. C. Keenan und E. Kellman 1943 die sogenannten Leuchtkraftklassen ein, die als MKK System bezeichnet werden und eine Aussage über den Durchmesser der Sterne treffen :
Ia
Helle Überriesen
Ib Überriesen II Helle Riesen III Normale Riesen IV Unterriesen V Hauptreihe VI Unterzwerge VII Weiße Zwerge Kennt man die Entfernung der Sterne, so kann man die absolute Leuchtkraft über der Spektralklasse auftragen. Diese Diagramme werden als Hertzsprung-Russell-Diagramme (HRD) bezeichnet und wurden erstmals 1913 erstellt. Im HRD können die Sterne bezüglich ihrer physikalischen Eigenschaften (Helligkeit, Farbe, Durchmesser) direkt miteinander verglichen werden. Generell kann man sagen, daß nur bestimmte Kombinationen dieser Zustandsgrößen vorkommen. Die meisten Sterne befinden sich entlang einer Diagonalen, die als Hauptreihe bezeichnet wird. Von der Hauptreihe biegen verschiedene Nebenreihen nach oben ab, auf denen sich die Riesen und Überriesen befinden. Unterhalb der Hauptreihe liegt ein Ast auf dem sich die Zwergsterne befinden, die unter anderem in planetarischen Nebeln als Zentralsterne anzutreffen sind [3]. Ein sehr ausführlicher Artikel zu dem Hertzsprung-Russell-Diagramm erschien in der SuW 3/2003 [4]. An dieser Stelle möchte ich den historischen Rückblick über die Entwicklung der spektroskopischen Grundlagen beenden.
[1] Robert
Bunsen, Gustav
Kirschhoff, Chemische Analyse durch Spektralbeobachtungen, Abhandlung
über
Emission und Absorption, Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften
Band 72, Verlag Harri Deutsch, ISBN 3-8171-3072-4 Seitenaufrufe
seit 1. Januar 2005 :
|