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Der
”Astronomik Profi-UHC-Filter”
von J.S. Schlimmer (aus Sterne und Weltraum 10/2004) Häufig stellen sich Einsteiger die Frage, ob sich die Anschaffung eines Nebelfilters lohnt und welcher der vielen angebotenen Filter am besten zum eigenen Teleskop paßt. Doch wie funktionieren Filter und warum kann ihr Einsatz die Sichtbarkeit von Deep-sky-Objekten verbessern ? Der
Himmelshintergrund wird
durch viele künstliche Lichtquellen aufgehellt. Oft handelt es
sich
hier um Emissionslinien von Quecksilber- oder Natriumdampflampen, die
in
der Nähe großer Städte den gesamten Himmel erhellen.
Schon
von weitem erkennt man leicht die Lichterglocken der
Großstädte. Abbildung 1 : NGC281 im Sternbild Cassiopeia konnte der Autor erst mit Hilfe des Astronomik UHC Filters sehen, die Darstellung entspricht etwa der Beobachtung bei 30-facher Vergrößerung. Standort : Odenwald, aufgenommen mit Vixen R200SS am 13. September 2002. 8 Minuten belichtet auf Kodak E200 (Push Entwicklung), ohne Filter Durch die zunehmende Lichtverschmutzung des Himmels nimmt die Bedeutung dieser Filter immer mehr zu. Es werden von verschiedenen Herstellern sowohl breitbandige als auch schmalbandige Filter angeboten. Diese Filter bestehen aus vielen verschiedenen Schichten mit Dicken von ?/4, die auf eine Trägerplatte aufgedampft werden. Durch Vielstrahlinterferenz werden die unerwünschten Farben reflektiert, so daß dem Auge nur noch bestimmte Farbanteile zugänglich sind. Zu den breitbandigen Filtern gehört zum Beispiel der sogenannte Light Pollution Reduction Filter (LPR) von Celestron. Seine Wirkung besteht darin, die Emissionslinien der künstlichen Lichtquellen herauszufiltern. Deutlich schmalbandiger als der LPR-Filter ist der UHC-Filter von Astronomik, der im folgenden genauer getestet und beschrieben wird. Der Astronomik Profi-UHC-Filter 1.25 Zoll Seit einigen
Jahren werden
unter dem Namen Astronomik verschiedene Filter angeboten. Bei diesen
Filtern
handelt es sich um die Gemeinschaftsproduktion der Firmen Astro-Shop
und
Gerd Neumann jr. Aufgrund der hohen Beständigkeit gegen
mechanische
oder witterungsbedingte Einflüsse werden fünf Jahre Garantie
auf die Produkte gewährt. Zum Programm gehört auch ein
sogenannter
Astronomik Profi-UHC-Filter für visuelle Deep-sky-Beobachtungen.
Das
Filter ist laut Hersteller für die Benutzung von
Öffnungsverhältnissen
von 1:4 bis 1:5 optimiert. Bei den meisten Deep-sky-Teleskopen handelt
es sich um lichtstarke Newton-Teleskope, deren
Öffnungsverhältnisse
typischerweise zwischen 1:4 und 1:6 liegen. Die Auslegung des Filters
für
diese Öffnungsverhältnisse ist daher sehr sinnvoll.
Abbildung 2 : Der UHC Filter in 1.25-Zoll-Ausführung in der praktischen Kunststoffbox Der erste Eindruck des Filters enttäuscht. Der Durchmesser der Filterfassung ist mit 30 mm etwas geringer als die Durchmesser der Filter der anderen Hersteller. Auch die Höhe der Filterfassung beträgt lediglich 6,6 mm. Filterfassungen anderer Hersteller weisen Höhen von immerhin zehn Milimetern. Die Handhabung des Astronomik Profi-UHC-Filters wird durch die zu klein ausgelegte Fassung insbesondere im Winter erschwert. Es ist der einzige meiner Filter, bei dem ich zum Wechseln die Handschuhe ausziehen muß. Visueller Test des UHC Filters Als Teleskop
für Deep-sky-Beobachtungen
verwende ich ein Vixen R200SS. Bei diesem handelt es sich um ein
lichtstarkes
8-Zoll-Newton-Teleskop mit einer Brennweite von 800 mm. Hieraus
resultiert
ein Öffnungsverhältnis von f/4. Zur Korrektur der Koma wird
serienmäßig
ein zweilinsiger Komakorrektor mitgeliefert. Neben der
Deep-sky-Fotografie
im Primärfokus ist dieses Teleskop auch gut für die
Beobachtung
von großflächigen Deep-Sky-Objekten geeignet.
Abbildung 3 : UHC Filter mit einem 26 mm Tele Vue Plössel Okular Bei einer Austrittspupille von 6,5 Milimeter ist der Himmelshintergrund bereits sehr hell, da die visuelle Grenzhelligkeit meines Beobachtungsstandortes in der Oberrheinischen Tiefebene (110 m ü.N.N) etwa 5,2 mag im Zenit beträgt. Der Himmelshintergrund wird im Norden durch den Flughafen Rhein-Main bei Frankfurt und im Süden durch die Firma BASF in Ludwigshafen deutlich aufgehellt. Unter diesen Beobachtungsbedingungen sind jedoch die Milchstraße und die drei Offenen Haufen im Fuhrmann (M36, M37 und M38) mit bloßem Auge gut sichtbar. Auch bei meinem zweiten Beobachtungsplatz im nahen Odenwald (520 m ü.N.N., siehe Artiekel Der Beobachtungsplatz) ist die Grenzhelligkeit mit ca. 5,6 mag nur etwas besser. Für den UHC-Filter bietet sich daher ein großer Spielraum. Die Wirkung des Filters möchte ich anhand von einigen Beobachtungsbeispielen exemplarisch beschreiben. Alle Objekte wurden am gleichem Abend von der Rheinebene aus beobachtet. Daher können die Eindrücke der Objekte direkt miteinander verglichen werden.
Abbildung 4 : Der Orionnebel M42 in den Farben der H beta (486,1 nm) und OIII Strahlung (500,7 nm), Aufnahmedaten : Standort : Rheinebene, mit dem Vixen R200SS wurde am 25.01.2000 5 Minuten auf Fuji Superia New Reala 400ASA belichtet
Bei Objekten, die im kontinuierlichen Spektrum leuchten, wie beispielsweise bei Galaxien bringt der Filter keine Vorteile. Die Sichtbarkeit der Objekte hängt aber auch von der Helligkeit des Himmels ab : Auch bei einem dunklen Himmel bringt der UHC-Filter einen Kontrastgewinn. Bei hellen Sternen erscheinen je nach Einblick in das Okular rote oder grüne Ränder um den Stern. Auch bei anderen Nebelfiltern wie dem Celestron-LPR-Filter sind diese Ränder zu beobachten. Sie sind aber nicht von Bedeutung, da es ja nicht auf die Farbreinheit der Abbildung ankommt. Die Nebelfilter sind für Objekte konstruiert, die so lichtschwach sind, daß sie die Zapfen unserer Augen, die für die Farbwahrnehmung zuständig sind, ohnehin nicht stimulieren können. Im Gegensatz zur Astrofotografie bleibt uns daher nach wie vor das Schwarz-weiß-Sehen erhalten. Nach diesem visuellen Test möchte ich den UHC-Filter quantitativ näher untersuchen. Hierzu wird das vom Filter durchgelassene Licht mit Hilfe eines Blaze-Gitters in seine Farbanteile zerlegt und mit einer Webcam aufgenommen. Als Lichtquelle dient der rote Riesenstern Beteigeuze im Sternbild Orion. Das Spektrum von Beteigeuze zeichnet sich durch gut sichtbare Absorptionslinien und Banden aus und reicht weit in den infraroten Bereich hinein. Abbildung 5a zeigt das ungefilterte Spektrum von Beteigeuze. In der Abbildung darunter sehen wir die vom UHC-Filter durchgelassenen Teilspektren. Über den Spektren ist der jeweilige Intensitätsverlauf dargestellt. Abbildung 5 : a) Das Spektrum von Beteigeuze und b) die vom UHC Filter durchgelassenen Anteile. Im Gegensatz zu breitbandigen Nebelfiltern läßt das UHC-Filter nur einen schmalen Frequenzbereich von etwa 480 Nanometer bis 515 Nanometer passieren. Innerhalb dieses schmalen Bereiches liegen die für die Astronomie so wichtigen H(beta) - (486,1 nm) und OIII- Linien (495,9 nm und 500,7 nm) in denen sowohl Planetarische Nebel als auch Wasserstoffnebel leuchten. Diese Linien liegen in der Nähe der maximalen Empfindlichkeit des dunkel adaptierten Auges. Dadurch können wir Objekte, die in diesen Farben leuchten nachts gut sehen. Für das blau-grüne Fenster konnte eine Halbwertsbreite von 26 Nanometer ermittelt werden. Der Hersteller gibt eine Halbwertsbreite von 33 Nanometer an. Ein zweites Transmissionsfenster beginnt bei etwa 620 Nanometer und reicht weit bis in den infraroten Bereich jenseits von 700 Nanometer hinein. In diesem Fenster liegt bei 656,3 Nanometer die H(alpha)-Linie, die den Wasserstoffnebeln auf länger belichteten Aufnahmen ihre charakteristische Farbe verleiht. Das dunkel adaptierte Auge ist jedoch nicht mehr in der Lage die H(alpha)–Linie zu sehen, da die Empfindlichkeit für diese Farbe nur noch etwa 0,05 Prozent beträgt [2] ! Daher können wir auch mit Hilfe von Nebelfiltern nur den inneren Bereich des Orionnebels sehen (siehe Abbildung 4). Im Innern des Orionnebels ist die Strahlungsenergie der Trapezsterne groß genug, um die Sauerstoffatome zum Leuchten anzuregen, wodurch die OIII-Linien entstehen. Das Astronomik Profi-UHC-Filter ersetzt zwar keinen exzellenten Himmel, bewirkt aber eine enorme Kontraststeigerung von HII-Regionen und Planetarischen Nebeln. Dadurch lassen sich viele HII-Nebel beobachten, die ohne Hilfe des Filters bei einem Stadtrandhimmel unsichtbar blieben. Negativ aufgefallen sind die zu klein geratenen Abmessungen der Filterfassung, die im Winter einen Filterwechsel mit Handschuhen enorm erschweren. Hier sollte die Firma Astronomik die Maße der Fassungen vergrößern. Quellennachweis: [1] Weiter
Informationen,
sowie eine Händlerliste findet man unter http://www.astronomikcom.
Der Preis des Filters beträgt zur Zeit 99 Euro. Seitenaufrufe
seit 1. Januar 2005 :
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