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Die Linie der roten Riesensterne im Sternbild Schild

Stichworte : Riesenstern der Spektralklassen K + M, Veränderliche, Zeichnen am Teleskop

Das Sternbild Schild ist ein eher unscheinbares Sternbild, das mit alpha Scuti, beta Scuti und gamma Scuti nur drei mäßig helle Hauptsterne mit einer scheinbaren Helligkeit zwischen 3.8 und 4.6 Magnituden besitzt. Von den Deep Sky Objekten ist besonders der Wildentenhaufen bekannt, der auch die Messier Bezeichnung M11 besitzt.

Weniger bekannt ist die Linie der roten Riesensterne, die aus einer bemerkenswerten Anzahl von K und M Sternen besteht und parallel zwischen a und b Sct verläuft (siehe Abbildung 1 und 4). Aufgrund der Spektralklassen K und M erscheinen diese Sterne in auffallenden orangefarbenen und rötlichen Tönen. Für die Beobachtung dieser Region empfiehlt sich zunächst ein Weitwinkelokular mit großer Brennweite. Ein 2-Zoll Okular mit 24 mm Brennweite ist hierfür eine hervorragende Wahl. In Kombination mit einem 5-Zoll Refraktor (hier der Explore Scintific ED127 CF mit 952 mm Brennweite) ergibt sich ein Gesichtsfeld von 2°. Die nachfolgenden Richtungsangaben entsprechen dem Anblick im Okular mit Zenitspiegel, Norden oben, Süden unten, Westen links und Osten rechts (Abbildung 4).

Zum Aufsuchen geht man zunächst von lambda Aquilae über 12 Aquilae zu eta Scuti. Von hier aus erreicht man leicht den Wildentenhaufen M11. Im gleichen Bildfeld liegt nordöstlich der Doppelstern STF2391. Die Komponenten mit einer Helligkeit von 6 und 8 Magnituden erkennt man sofort getrennt, da sie einen Abstand von 111“ haben. Die Hauptkomponente ist bereits ein K2 Stern, der sich aber nicht auf der Linie der Riesensterne befindet.

Riesensterne, Spektralklasse K und M
Abbildung 1: Übersicht über das Gebiet der Riesensterne parallel zur Verbindung zwischen alpha und beta Scuti. Der Anbilck entspricht dem wahren
Anblick. Mosaik aus 10 Einzelfotos, jeweils 30s belichtet, 800ASA.


Spektrum von R Sct, V0453 Sct, S Sct

Abbildung 2: Spektren verschiedener Sterne von der roten Linie der Riesensterne sowie der Kohlenstoffstern S Sct im Vergleich. Die Spektren  wurden mit einem Blaze Gitter in Verbindung mit einem 12-Zoll Newton Teleskop aufgenommen. Die Spektren wurden anhand der 0-ten Beugungsordnung untereinander ausgerichtet (nicht im Bild zu sehen). Mit zunehmender Spektralklasse nimmt der Blauanteil ab während der rote und infrarote Anteil zunehmen. Bei V0453 Sct und S Sct sind die Banden im Roten schön zu sehen.

Bevor wir jedoch zur Linie der roten Riesensterne kommen, lohnt sich ein Abstecher von M11 aus zu dem Kohlenstoffstern S Sct, der sich genau ein Bildfelddurchmesser (2°) südlich befindet. Mit zwei weiteren Sternen bildet er ein markantes gleichseitiges Dreieck. S Scuti hat eine Helligkeit von 6.8 mag und fällt aufgrund seiner intensiven roten Farbe sofort ins Auge. Er gehört zu der Spektralklasse C5. Seine Periode beträgt 148 Tage. Sein Spektrum reicht weit ins Infrarot, auch die Banden im roten Berich sind deutlich zu sehen.

Die Reise zur Linie der Riesensterne starten wir wiederum von M11, dem Wildentenhaufen aus. Ein Bildfelddurchmesser von M11 entfernt - unweit von STF2391 - in nordwestlicher Richtung liegt R Scuti. Es handelt sich hierbei um einen Veränderlichen der Spektralklasse K4-5 (Abbildung 2), dessen scheinbare Helligkeit zwischen 4.2 und 8.6 mag schwankt. Die Periode beträgt 146,5 Tage. Mit einer Leuchtkraftklasse von 1b handelt es sich um einen Überriesen. Er befindet sich etwas nordwestlich von STF2391 (Abbildung 4).

Zentriert man das Okular auf R Scuti, so erscheint südöstlich im unteren Teil des Bildfeldes ein 7.9 mag heller K0 Stern. Sine Bezeichnung ist HIP92082.

Etwa 26‘ südwestlich von HIP92082 (K0, 7.9m) liegt HIP91960, ein weiter Überriese mit der Spektralklasse K5 und einer scheinbaren Helligkeit von 6.7m. Zwischen HIP92082 (K0, 7.9m) und HIP91960 (K5, 6.7m) befindet sich noch der 8.7 mag helle K2 Stern HIP92054, dessen rötliche Farbe im Refraktor aber kaum zu erkennen ist. Auf der Zeichnung ist er nicht dargestellt. Zentriert man das Bildfeld auf HIP91960 (K5, 6.7m), so erkennt man südwestlich 2 weitere Riesensterne : in einer Entfernung von 27‘ den 9.1 mag hellen K5 Stern (HIP91853) und in einer Entfernung von 45‘ den 6.1 mag hellen K0 Stern (HIP91751, Abbildung 2).

Weiter geht die Reise von HIP91751 (K0, 6.1) um 17‘ südwestlich zu dem 6.9 mag hellen Veränderlichen M0 Stern HIP91728 bzw. V0453 Scuti (Spektrum in Abbildung 2). Seine Helligkeit schwankt unregelmäßig zwischen 6.84 und 7.01 mag. Etwas nordöstlich von V0453 befindet sich noch ein 8.4 mag heller K2 Stern (HIP91676), dessen Farbe aufgrund seiner Helligkeit und der geringen Vergrößerung nicht weiter ins Auge fällt und in der Zeichnung nicht abgebildet ist.

Den letzten roten Riese der Linie erreicht man indem das Okular auf V0453 (M0, 6.9m) zentriert wird. Am unteren Rand des Gesichtsfeldes bei ca. 7h erscheint dann HIP91532 mit der Spektralklasse K4 und einer scheinbaren Helligkeit von 5.8 mag. Von hier aus lohnen noch zwei kleine Abstecher, südöstlich zu eps Scuti mit dem direkt davon südlich stehenden K0 Riesenstern HIP91851 mit einer scheinbaren Helligkeit von 7.1 mag und natürlich zu alfa Scuti, westlich von HIP91532 (K4, 5.8m). Alfa Scuti hat eine scheinbare Helligkeit von 3.8 mag und gehört zur Spektralklasse K2.

Es stellt sich nun die Frage, ob diese Sterne miteinander in einem physischen Zusammenhang stehen oder ob es sich nur um ein optisches Phänomen handelt. Ein Vergleich der Parallaxen sowie der Eigenbewegungen (siehe Tabelle 1) zeigt, dass diese Sterne in keinem Zusammenhang miteinander stehen. Es handelt sich also bei der Linie der roten Riesen um ein Asterismus.

Name Spektrum Mag RA Dek Parallaxe Eigenbewegung RA Eigenbewegung Dek
S Scuti C5 5.4 18 50 20 -07 54 27 3.3568 6.896 -4.892
R Scuti K4/5 5.2 18 47 29 -05 42 19 2.5351 -44.400 -32.212
HIP92082 K0 7.9 18 46 02 -06 15 07 2.4763 5.480 1.730
HIP92054 K2 8.7 18 45 45 -06 27 18 0.4692 0.031 -2.678
HIP91960 K5 6.8 18 44 41 -06 32 10 0.9944 -0.454 -2.465
HIP91853 K2 9.1 18 43 37 -06 53 31 1.1374 2.326 1.518
HIP91751 K0 6.1 18 42 36 -07 04 25 12.9093 -8.122 -8.876
HIP91676 K2 8.4 18 41 42 -07 16 16 0.9536 2.056 -3.594
V453 Scuti M0 6.9 18 42 18 -07 20 14 2.7509 17.103 -0.671
HIP91532 K4 5.8 18 40 00 -07 47 27 5.5207 -20.735 -36.437
HIP91851 K0 7.1 18 43 34 -08 22 06 2.1755 2.067 -11.551
a Scuti K2 3.8 18 35 13 -08 14 39 17.6952 -18.006 -313.989
Tabelle 1 : Sternname, Spektralklasse, Helligkeit, Position Ra + Dek, Parallaxe in mas, Eigenbewegung in mas/y

Die Daten in Tabelle 1 stammen aus dem SIMBAD Catalog [1]. Die beiden grau dargestellten Sterne sind in Zeichnung 4 nicht abgebildet.


Zeichnen am Teleskop

Diese Himmelsgegend eignet sich auch für das Zeichnen am Teleskop. Beim Zeichnen ist der Blick durch das Okular wesentlich intensiver, da die Sterne in ihrem Abstand und Winkel voneinander erfasst werden müssen, bevor sie aufs Papier gezeichnet werden. Zum Zeichen werden Faber Castell Albrecht Dürer Auquarellstfifte verwendet. Diese Stifte haben zwei Vorteile :
  • Feine Abstufung in den Grautönen. Dadurch lassen sich die unterschiedlichen Helligkeiten nicht nur im Durchmesser des gezeichneten Sterns darstellen, sondern auch in der Helligkeit durch die entsprechende Grauabstufung

  • Da es sich um Auquarellmalstifte handelt, kann die Zeichnung mit einem feuchten Pinsel bearbeitet werden

  • Die gewünschten Farben können einzeln erworben werden

Faber Castell Albrecht Dürer Aquarellmalstifte
Abbildung 3: Aquarellmalstifte von Faber Castell, Reihe Albrecht Dürer

Die Herausforderung speziell im Fall der Linie der roten Riesen besteht darin, dass sich das Gebiet weit über den Bildfelddurchmesser des Okulars erstreckt. Daher muß man von Stern zu Stern neu zentrieren. Ein Zirkel hilft hier das verschobene Bildfeld auf dem Papier nachzubilden. Die Hilfslinien sind auf der Zeichnung deutlich zu erkennen. Die Daten zur Beschriftung stammen aus dem Planetariumsprogramm REDSHIFT 5 [2].


Abbildung 4: Zeichnung der Linie der roten Riesensterne




Quellennachweis

[1] SIMBAD database, operated at CDS, Strasbourg, France
[2] REDSHIFT 5
, Maris Technologies Ltd., United Soft Media Verlag


Danksagung

This research has made use of the SIMBAD database, operated at CDS, Strasbourg, France