www.epsilon-lyrae.de zur Startseite zurück eine Ebene zurück Datenschutzerklärung Inhalt : Willhelm Herschel (1738-1822) 7 Fuß Teleskop 20 Fuß Teleskop 40 Fuß Teleskop |
Friedrich Wilhelm Herschel und die Doppelsterne von J.S.Schlimmer 04/2006 Das Werk von Friedrich Wilhelm Herschel (1738-1822) ist viel zu umfangreich und vielseitig, um es hier in seiner Gänze darzustellen. Der nachfolgende Beitrag beschränkt sich daher auf den Bereich seiner Doppelsternbeobachtungen. Auf eine Biografie wird hier verzichtet. Herschel und die Fixsternparallaxe Im Jahre 1779 erschien ein
Beitrag von dem Mannheimer Astronomen Christian
Mayer (De novis in Coelo sidereo
Phaenomenis) über die Bestimmung der Eigenbewegung der
Fixsterne mit Hilfe von nahe beisammen stehenden Sternen. Dieser
Beitrag enthielt auch einen ersten Doppelsternkatalog. Durch Mayers
Arbeit angeregt, hatte Friedrich Wilhelm Herschel die Idee, die
Parallaxe anhand solcher Doppelsterne zu bestimmen. Die Voraussetzung
hierfür war jedoch, daß es sich um Sternpaare mit
möglichst unterschiedlich hellen Komponenten handelt.
Geht man davon aus, dass alle Sterne die gleiche absolute
Helligkeit besitzen, so folgt aus den unterschiedlichen scheinbaren
Helligkeiten auch eine unterschiedliche Distanz zu den Sternen. Somit
war ein Kriterium für einen nahen und einen
weiter entfernten Stern gefunden, anhand derer sich die Parallaxe -
also die Winkeländerung zwischen den Sternen aufgrund des Umlaufs
der Erde um die Sonne - bestimmen lassen sollte. Diese Annahme trifft
im
Wesentlichen zu, solange es sich nicht um physische Doppelsterne
handelt. [1] Da ihm die von Mayer
bestimmten Werte nicht exakt genug erschienen, begann Herschel ab 1779
selbst mit der Beobachtung der Doppelsterne : "Meiner Ansicht
nach erfordert die jährliche Parallaxe Sterne die viel näher
sind als die, die
Herr Mayer für seine Zwecke [beobachtete]; folglich
überprüfte ich den Himmel
mit viel höherer Vergrößerung, und suchte
hauptsächlich nach solchen, die außerordentlich
nah waren." [2] Herschel teilte die
Doppelsterne in 6 verschiedene Klassen ein : 1.
Klasse : enge
Doppelsterne, Doppelsterne mit Komponenten die einen großen
Helligkeitsunterschied besitzen Die Winkel legte er
für seine Beschreibungen wie folgt fest :
Abbildung 1 :
Festlegung des Positionswinkels in Herschels Katalogbeschreibungen [1] Nach der heutigen Konvention für den Positionswinkel ergibt sich dieser aus Herschels Beschreibungen wie folgt : a)
nördlich vorlaufend : 270° + X° Neben
der Bezeichnung Doppelsterne, wurden von verschiedenen Astronomen auch
andere Bezeichnungen wie Comes (Christian Mayer), Begleiter,
Nebensterne (Maximilian Hell) verwendet. Über den Begriff
Doppelstern schrieb Herschel : "Ich
habe den
Ausdruck Doppelstern in einigen Fällen der 6. Kategorie in einer
erweiterten
Bedeutung benutzt: das Beispiel von Flamsteed jedoch autorisiert meine
Benutzung der Bezeichnung genug. Ich bevorzuge diesen Ausdruck:
[gegenüber]
irgendeinem anderen, wie Comes, Begleiter oder Satellit; weil es meiner
Meinung
nach viel zu früh ist, um irgendwelche Theorien über die
kleinen Sterne zu
bilden, die um die großen laufen und folglich dachte ich, es sei
ratsam, jeden
möglichen Ausdruck sorgfältig zu vermeiden, der diese Idee
übermitteln könnte.
Ich bin überzeugt, das Flammsteed, der zuerst das Wort benutzte,
es nur
bildlich verwendete." [2]. Herschel beobachtete 24 Jahre lang immer
wieder Doppelsterne und kam im Jahre 1803/1804 zum Schluss,
dass es sich bei vielen dieser Objekte um zusammengehörige
Sternsysteme handelt. Er nannte diese Systeme Binary Stars im Gegensatz
zu den optischen Doppelsternen, die er weiterhin als Double Stars
bezeichnete. Herschels
Teleskop für die Doppelsternbeobachtung Immer wieder stößt man auf
Abbildungen seines gigantischen 40 Fuß Teleskops. Dieses Teleskop
- seinerzeit das größte der Welt - spielte jedoch bei seinen
Entdeckungen, die ihn berühmt machten, keine große Rolle.
Viele seiner Entdeckungen machte er mit wesentlich kleineren
Teleskopen. Für die Beobachtungen der Doppelsterne benutzte er ein
selbstgebautes Spiegelteleskop mit einer Brennweite von 216 cm (7
Fuß) und
einer Öffnung von 15,7 cm : "Meine
zweite Durchsicht, ich habe bereits darüber berichtet : machte ich
mit einem Instrument das sehr viel besser als das vorhergehende war,
von 85.2 Inches Brennweite (=216 cm, = 7 Fuß), 6.2 Inches
Öffnung (=15,7
cm) und einer 227-fachen Vergrößerung. Es erweiterte [die
Beobachtungen] für alle Sterne aus Harris Karte bis zur 8.
Magnitude. Der Doppelsternkatalog, den ich der Royal Society mitteilen
durfte, und die Entdeckung des Georgium Sidus [Herschels Bezeichnung
für den Planeten Uranus], waren das Ergebnis dieser Durchsicht.
Meine dritte Durchsicht machte ich mit dem gleichen Instrument und
Öffnung aber mit einer deutlich höheren
Vergrößerung von 460-fach." [3].
Abbildung 2 : Das veraltete
Sternbild Telescopium Herschelii aus Bodes Uranographia stellt
Herschels 6,3 Zoll Spiegelteleskop dar, mit dem er den Planten Uranus
entdeckte und seine Doppelsternbeobachtungen durchführte.
Brennweite 216 cm (7 Fuß), Öffnung 15,7 cm,
Vergrößerung 227-fach und 460-fach. Entnommen aus [4]. Die ersten Beobachtungen führte Herschel ohne Mikrometer durch. Den Abstand gab er in Form von Sterndurchmessern in Bezug auf die verwendete Vergrößerung an. Herschel erkannte aber im Laufe seiner Beobachtungspraxis, dass die Größe der Sternabbildung mit der Öffnung des verwendeten Teleskops zusammenhängt. Er beschrieb dies im Vorwort seines zweiten Doppelsternkataloges [5] anhand des Beispiels von Gamma Leonis. Des weiteren verwendete Herschel auch ein Fadenmikrometer, das er jedoch nur kurz erwähnt. Er beschrieb welche Korrekturen in Bezug auf die Messung durchgeführt werden mussten, wenn die beiden Fäden die Doppelsternkomponenten außerhalb tangieren. Zufrieden schien Herschel mit diesem Fadenmikrometer nicht gewesen zu sein, denn er konstruierte ein eigenes, externes Mikrometer, das er als Lampen-Mikrometer bezeichnete.
Abbildung 3 :
Herschels Zeichnungen zu seinem Lampen-Mikrometer [6] Herschels
Lampen-Mikrometer bestand aus einen 2,7 m hohem senkrechtem Stab, an
dem ein halbkreisförmiges Brett befestigt war. An diesem war ein
beweglicher Arm L befestigt, der mit der Kardanwelle P im Winkel
verstellt werden konnte. An dem Arm befand sich ein Reiter S, an dem
die Lampe b befestigt war. Der Reiter konnte mit Hilfe der Kardanwelle
D vor oder zurück bewegt werden. Lampe a befand sich an dem
halbkreisförmigen Brett. Beide Lampen waren so konstruiert,
dass das Licht nur durch ein kleines Nadelloch austrat und die
Helligkeit eines Sterns von 3. oder 4. Größe hatte. Das
Lampen-Mikrometer wurde im Abstand von 3 m senkrecht (!) zum Teleskop
aufgebaut. Betrachtete man beide Lampen aus dieser Entfernung, so
konnte durch Verschieben der Lampe B der Sehwinkel zwischen beiden
Nadellöchern verstellt werden.
Quellennachweis [1]
William Herschel, On the Parallax of the Fixed Stars, Philosophical
transactions of the Royal society of London, 1782 Vol. 72 Seitenaufrufe
seit 24. April 2006 : |