www.epsilon-lyrae.de Startseite Doppelsterne Datenschutzerklärung Inhalt: Teil 1:
Teil 2:
Christian Mayer (1719-1783) Wilhelm Herschel (1738-1822) John Herschel (1792-1871) Friedrich Georg Wilhelm Struve (1793-1864) Otto Struve (1819-1905) S.W. Burnham (1838-1921) R.G. Aitken (1864-1951) R.A. Rossiter (1886-1977) R. Jonckheere (1888-1974) W.H.van den Bos (1896-1974) P. Couteau (1923-2014) W.D. Heintz (1930-2006) W.J. Luyten (1899-1994)
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Kurze
Geschichte der
Doppelsternbeobachtung, Teil 2: Die Analyse der entdeckten Doppelsterne Vergleich der Entdeckungen Im Washington
Double Star Katalog (Stand: 08/2020) werden
insgesamt 908 unterschiedliche Entdecker und über 150.000 Doppelsterne
und Mehrfachsysteme aufgeführt. Es ist natürlich
nicht möglich, alle miteinander zu vergleichen. Daher beschränkt sich
die Auswahl auf einige bekannte Astronomen, sowie in Deutschland
weniger bekannte Astronomen, die jedoch einen großen Beitrag zur
Entdeckung neuer Doppelsterne geleistet haben. Darüber hinaus werden
wichtige Durchmusterungen / Missionen beschrieben. In Summe stammen
über 71.000 Doppelsterne von diesen Beobachtern bzw. Programmen /
Missionen. Damit die unterschiedlichen
Entdeckungen miteinander verglichen werden können, ist ein
einheitlicher Maßstab notwendig. Die einzelnen Beobachter haben jedoch
Doppelsterne mit sehr unterschiedlichen Parametern wie Abstand,
Helligkeit und Kontrast entdeckt. Der Bereich der Abstände reicht von
0,1 Bogensekunden bis 1000 Bogensekunden. Es ist daher
naheliegend für den Abstand einen logarithmischen Maßstab zu wählen. Im
Washington Double Star Catalog
sind die Abstände nur mit einer Dezimalstelle nach dem Komma
dargestellt [25]. Deswegen kommt es bei
der logarithmischen Darstellung
insbesondere für Werte unter 1" zu Strichmustern. 1.
Christian Mayer (Mannheim, 49°48' N) und Wilhelm Herschel (Bath, 51°23'
N, England) Christian Mayer (Entdecker Code MYC) ist im Washington Double Star Catalog (WDS) [25] nicht als Entdecker aufgeführt, die Daten stammen daher im Wesentlichen aus seiner Tabula Nova Stellarum Duplicium. Von Wilhelm Herschel findet man im WDS unter seinem Entdecker Code H lediglich 292 Doppelsterne, was bei weitem nicht der tatsächlichen Anzahl entspricht. Da es sich bei beiden um vergleichsweise geringe Mengen handelt, wurden die gefundenen Doppelsterne in gemeinsamen Diagrammen dargestellt. Der Vorteil besteht im direkten Vergleich der Ergebnisse beider Astronomen. 2. John Herschel (Wynberg bei Kappstadt, 34°00' S, Südafrika) Abbildung 15: Zeigt den Abstand der Komponenten über der Helligkeitsdifferenz Ganz anders wie bei Wilhelm Herschel verhält es sich bei John Herschel (Entdecker Code HJ). Ihm werden im Washington Double Star Catalog 5976 Entdeckungen zugewiesen [25]. Die meisten dieser Doppelsterne befinden sich am Südhimmel und sind von Deutschland aus gar nicht oder nur schlecht zu beobachten. (Zurück zum Teil 1) 3. Friedrich Gustav Wilhelm Struve (Dorpat, 58°23' N, Estland) Friedrich Gustav Wilhelm Struve ist sicherlich einer der bekanntesten deutschen Doppelsternbeobachter. Sein Entdecker Code STF ist vielen ein Begriff. Im Washington Double Star Catalog [25] sind 4429 Doppelsterne unter seinem Namen aufgeführt, aber nicht alle stammen tatsächlich von ihm. Aus dem Datum der Erstbeobachtung kann man leicht entnehmen, dass viele ihm zugeschriebenen Doppelsterne bereits vor 1820 entdeckt wurden. Für die Zeit von 1777-1783 finden sich allein schon 255 Doppelsterne, deren Entdeckungen vielfach auf Wilhelm Herschel zurückgehen. Die älteste Entdeckung mit dem Kürzel STF stammt sogar aus dem Jahr 1690. Daher wurden hier neben dem Entdecker Code STF auch das Datum der Erstentdeckung als Filter für die Datenauswahl verwendet. Dargestellt sind 4111 ihm zugeschriebenen Doppelsterne ab 1820. 4. Otto Struve (Pulkowo/St. Petersburg, 59°46' N, Russland) Der Beobachter Code STT für Otto Struve dürfte vielen ebenfalls ein Begriff sein. Otto Struve entdeckte bereits viele enge Doppelsterne, deren Abstand unter 1'' liegt. Genau 1000 Doppelsterne sind im Washington Double Star Catalog mit seinem Entdecker Code gekennzeichnet [25]. (Zurück zum Teil 1) 5. Sherburne Wesley Burnham (Chicago, 41°53' N, USA) Abbildung 20: Zeigt den Abstand der Komponenten von S.W. Burnham über der Helligkeit des Hauptsterns Die von S.W. Burnham entdeckten Doppelsterne sind im Washington Double Star Catalog [25] mit 2 Entdecker Codes versehen. 2296 Doppelsterne sind unter BU zu finden, weitere 386 unter BUP. BUP steht dabei für Burnham proper motion stars. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich die Abstände der gefundenen Doppelsterne über den ganzen Bereich von 0,1'' bis 1000'' erstrecken. Die durchschnittliche Helligkeit der Hauptkomponente liegt bei rund 7,8 Magnituden. Beachtlich ist auch die Kontrastverteilung seiner Doppelsterne. Diese liegt im Durchschnitt bei rund 3,5 Magnituden. 6. Thomas Henry Espinell Compton Espin (Wolsingham, 54°42' N, England) Abbildung 23: Zeigt den Abstand der Komponenten von T.H.E.C. Espin über der Helligkeitsdifferenz T.H.E.C. Espin ist unter dem Entdecker Code ES im Washington Double Star Catalog aufgeführt [25]. Insgesamt werden ihm 3193 Doppelsternentdeckungen zugeschrieben. Die Helligkeit der Hauptkomponente liegt im Schnitt bei 10,2 Magnituden. 5. Robert Grant Aitken (Mount Hamilton, Kalifornien, 37°21' N, USA) Abbildung 25: Zeigt den Abstand der Komponenten von R.G. Aitken über der Helligkeitsdifferenz Robert Grant Aitken gehört sicherlich zu den großen amerikanischen Pionieren der Doppelsternbeobachtung. Er beobachtete unter anderem auch enge Paare mit Distanzen bis 0,1''. Im Washington Double Star Catalog finden sich unter seinem Entdecker Code A 3507 Einträge [25]. Die Durchschnittliche Helligkeit der Hauptkomponente liegt bei rund 9,3 Magnituden. (Zurück zum Teil 1) 6. Abel Pourteau (Paris, 48°50' N , Frankreich) Abbildung 27: Zeigt den Abstand der Komponenten von Abel Pourteau über der Helligkeitsdifferenz Bei den Arbeiten von Abel Pourteau handelt es sich um eine der ersten fotografischen Durchmusterung nach Doppelsternen. Somit erklärt sich auch die enorm hohe Zahl von 5708 Einträgen im Washington Double Star Catalog (WDS) [25] und die Helligkeit von durchschnittlich 12,7 Magnituden. Seine Entdeckungen findet man im WDS unter seinem Entdecker Code POU. Ob er auch aktiv Doppelsterne am Teleskop beobachtet hat, ist nicht bekannt. 7. Richard Alfred Rossiter (Bloemfontein, 29°06' S, Südafrika) Ähnlich wie bei Espin liegt die durchschnittliche Helligkeit der Hauptkomponente bei Rossiter über 10 Magnituden. Rossiter findet man im Washington Double Star Catalog unter dem Entdecker Code RST mit 5615 Einträgen [25]. Der durchschnittliche Abstand seiner Doppelsterne beträgt 1,6''. 8. Robert Jonckheere (Hem bei Lille, 50°39' N, Frankreich) Abbildung 31: Zeigt den Abstand der Komponenten von Robert Jonckheere über der Helligkeitsdifferenz Der französische Astronom Robert Jonckheere ist in Deutschland kaum bekannt. Mit 3292 entdeckten Doppelsternen hat er jedoch einen großen Beitrag in diesem Bereich geleistet. Im Washington Double Star Catalog finden sich seine Entdeckungen unter dem Code J [25]. Die durchschnittliche Helligkeit der Hauptkomponente liegt bereits bei 11 Magnituden, was für die visuelle Nachbeobachtung ein größeres Teleskop erfordert. Wilfried R.A. Knapp aus Wien hat viele von Jonckheeres Entdeckungen 2015 und 2016 fotografisch untersucht und seine Ergebnisse im Journal of Double Star Observations veröffentlicht [30]. (Zurück zum Teil 1) 9. Willem Hendrik van den Bos (Johannesburg, 26°12' S, Südafrika) Abbildung 32: Zeigt den Abstand der Komponenten von Van den Bos über der Helligkeit des Hauptsterns Abbildung 33: Zeigt den Abstand der Komponenten von Van den Bos über der Helligkeitsdifferenz Willem Hendrik van den Bos führte im Laufe seines Lebens 72.000 Messungen durch [11] und entdeckte 3119 Doppelsterne. Im Washington Double Star Catalog [25] sind seine Doppelsterne mit dem Code B gekennzeichnet. Von Deutschland aus sind nur sehr wenige dieser Doppelsterne zu sehen, da sich die meisten am Südhimmel befinden. 25 Doppelsterne von van den Bos befinden sich jedoch am Nordhimmel. 10. Paul Couteau (Nizza, 43°42' N, Frankreich) Abbildung 34: Zeigt den Abstand der Komponenten von Paul Couteau über der Helligkeit des Hauptsterns Abbildung 35: Zeigt den Abstand der Komponenten von Paul Couteau über der Helligkeitsdifferenz Der französische Astronom Paul Couteau ist in Deutschland kaum bekannt. Im Washington Double Star Catalog [25] finden sich unter seinem Entdecker Code 2741 Einträge. Der durchschnittliche Abstand seiner Doppelsterne liegt bei lediglich 1,3'', die durchschnittliche Helligkeit der Hauptkomponenten bei rund 10,4 Magnituden. Somit ist die Nachbeobachtung mit Teleskopen, die dem Amateur zur Verfügung stehen, schon recht anspruchsvoll. (Zurück zum Teil 1) 15. Wulff Dieter Heintz (Sproul Observatorium, Philadelphia, 39°54' N, USA) Wulf Dieter Heintz hat 941 Doppelsterne entdeckt. Man findet sie im Washington Double Star Catalog [25] unter dem Entdecker Code HEI. Er hat über 500 Bahnberechnungen durchgeführt, 73 Umlaufbahnen sind heute (08/2020) noch gültig und im Sixth Catalog of Orbits of Visual Binary Stars [14] aufgeführt. Aufgrund neuer Beobachtungsdaten wurden andere Bahnberechnungen verbessert und in der Zwischenzeit durch neue Bahnen abgelöst. (Zurück zum Teil 1) 11. Willem Jacob Luyten (Mount Palomar, 33°, 21' N, USA ) Die Doppelsterne der Mount Palomar Observatorium Durchmusterung (POSS) unterscheiden sich grundsätzlich von den bisherigen Mikrometermessungen, die direkt am Teleskop durchgeführt wurden. Für die Durchmusterung wurden die Bildfelder auf Fotoplatten aufgenommen, die später ausgewertet wurden. Wegen der größeren Magnitude sind längere Belichtungszeiten notwendig, wodurch sich der Abstand der auswertbaren Doppelsterne aufgrund von Überbelichtungen vergrößert. Man muss natürlich berücksichtigen, dass die POSS Durchmusterung nicht der Suche nach neuen Doppelsternen galt. Diese sind eher ein Nebenprodukt. Die 6198 von Luyten entdeckten Doppelsterne findet man unter dem Entdecker Code LDS. Der durchschnittliche Abstand liegt bei rund 61'', die durchschnittliche Helligkeit bei 16,5 Magnituden. 12. USNO Durchmusterung (Flagstaff, 35° 12' N; USA) Abbildung 41: Zeigt den Abstand der Komponenten der USNO Durchmusterung über der Helligkeitsdifferenz Wie bei der POSS Durchmusterung handelt es sich auch bei der USNO Durchmusterung um eine fotografische Arbeit. Insgesamt sind im Washington Double Star Catalog 5221 Doppelsterne unter dem Entdecker Code UC eingetragen [25]. Der Mittelwert der Abstände liegt bei 36'', der Mittelwert der Helligkeit bei 13,2 Magnituden. 12. Hipparcos (Astrometrie-Satellit, Erdorbit) Abbildung 43: Zeigt den Abstand der Doppelsterne aus der Hipparcos Mission über der Helligkeitsdifferenz Der Discovery Code HDS steht für Hipparcos Double Star. Es handelt sich um 3392 Doppelsterne, die im Rahmen der Hipparcos Mission entdeckt wurden. Die Doppelsterne aus den Hipparcos Daten wurden im Jahr 1991 in den Washington Double Star Catalog aufgenommen [25]. Der Mittelwert der Doppelsternabstände liegt bei 2,0''. 13. Tycho (Hipparcos-Mission, Erdorbit) Abbildung 44: Zeigt den Abstand der Doppelsterne aus der Tycho Mission über der Helligkeit des Hauptsterns Abbildung 45: Zeigt den Abstand der Doppelsterne aus der Tycho Mission über der Helligkeitsdifferenz Mit 88% der Daten stellt der Tycho Katalog den Hauptteil der Hipparcos Mission dar. Insgesamt wurden 14.167 Doppelsterne entdeckt und ebenfalls 1991 im WDS aufgenommen [25]. Da der Discovery Code aus maximal 3 Buchstaben und 4 Ziffern besteht, lassen sich maximal 9999 Doppelsterne einem Entdecker zuordnen. Daher verteilen sich die Doppelsterne von Tycho auf 2 Entdecker Codes, TDS und TDT. TDS steht für Tycho Double Star. Der Mittelwert des Abstandes liegt bei 1,2''. (Zurück zum Teil 1) Zusammenfassung Im August 2020 verzeichnete
der Washington Double Star Catalog
über 150.000 verschiedene Doppel-und
Mehrfachsysteme [25]. Nachfolgende
Grafik verdeutlicht die Chronologie der
Entdeckungen von 1690 bis 2019. Diese beginnt im Washington
Double Star
Catalog mit dem Eintrag von Nü Draconis. Abbildung 46: Anzahl
der Entdeckungen neuer Doppelsterne nach Jahren
Tabelle 47: Eigenschaften der Doppelsterne verschiedener Entdecker zurück zum Artikel: Teil 1: Die Astronomen Weitere Informationen Artikel über : Die Eigenbewegung der Fixsterne Artikel über : Die Masse der Sterne Das Grab von Galileo Galilei in der Basilika Santa Croce in Florenz Quellennachweis
[1] Felix R.
Paturi, Harenberg
Schlüsseldaten Astronomie, Harenberg Lexikon Verlag 1996, ISBN
3-611-00537-1 Danksagung This research has made use of the SIMBAD database, operated at CDS, Strasbourg, France This research has made use of the Washington Double Star Catalog maintained at the U.S. Naval Observatory.
Artikel überarbeitet in
11/2018
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