www.epsilon-lyrae.de Startseite Doppelsterne Datenschutzerklärung Inhalt: Teil 1:
Galileo Galilei (1564-1642) Christian Mayer (1719-1783) Wilhelm Herschel (1738-1822) John Herschel (1792-1871) Johann Elert Bode (1747-1826) Friedrich Wilhelm Bessel (1784-1846) Friedrich Georg Wilhelm Struve (1793-1864) Otto Struve (1819-1905) S.W. Burnham (1838-1921) R.G. Aitken (1864-1951) R.A. Rossiter (1886-1977) R. Jonckheere (1888-1974) W.H.van den Bos (1896-1974) P. Couteau (1923-2014) W.D. Heintz (1930-2006) W.J. Luyten (1899-1994) |
Kurze
Geschichte der
Doppelsternbeobachtung, Teil 1: Die Astronomen Stichworte : Struve, Herschel, Burnham, Aitken, Espin, Pourteau, Rossiter, Jonchheere, van den Bos, Couteau, Heintz, Luyten von J. S. Schlimmer (12/2020, grundlegend überarbeitet und erweitert) Vorwort Neue Recherchen über die
Geschichte der Doppelsternbeobachtung, insbesondere jedoch über die
Eigenschaften der Doppelsterne, die von den einzelnen Astronomen
entdeckt wurden, haben mich Ende 2020 veranlasst, diesen Artikel
grundlegend zu überarbeiten und zu erweitern. Hierbei geht es nicht nur
um die Menge der Doppelsterne die von
einzelnen Astronomen entdeckt wurden, sondern vielmehr um den
Vergleich der einzelnen Ergebnisse. Im ersten Teil werden
zunächst
einige Astronomen vorgestellt, die sich mit der Beobachtung von
Doppelsternen befasst haben. Der zweite Teil befasst sich hingegen mit
deren Ergebnissen. Neben den Persönlichkeiten werden auch große
Durchmusterungen im 20. und 21. Jahrhundert beschrieben, aus denen eine
Vielzahl neuer Doppelsterne hervorging. Die
Auswahl ist willkürlich und erhebt nicht den Anspruch auf
Vollständigkeit. Galileo
Galilei (1564-1642)
und Giovanni Battista Riccioli
(1598-1671) In der Antike waren schon einige wenige Doppelsterne bekannt. Aber die eigentliche Doppelsternbeobachtung beginnt mit der Erfindung des Fernrohrs. Galileo Galilei beobachtete bereits 1617 Theta Orionis und erkannte 2 weitere, schwächere Sterne in der Nähe des Hauptsterns. Beide Begleiter waren etwa gleich hell und hatten zu Theta Orionis den gleichen Abstand. Für Galileo lagen die beiden Begleiter so dicht an der Hauptkomponente, dass sie diese praktisch berührten. Galileo erkannte bereits die Möglichkeit, anhand von eng beieinander stehenden Sternen die Parallaxe zu bestimmen. Diese Idee wurde rund 200 Jahre später von Wilhelm Herschel wieder aufgegriffen. Doch erst F.G.W. Struve und F.W. Bessel sollte die Bestimmung der Parallaxe Jahrzehnte später gelingen. Doch zurück zur Chronologie. Abbildung 1a: Eintrittskarte von 1997 des Museums
für Wissenschaftsgeschichte "Instituto
E Museo Di Storia Della Scienza" in Florenz (heute Museo
Galileo). Hier befinden sich einige Originalteleskope von Galileo. Die
Eintrittskarte zeigt die
Linse mit der er die 4 Galileischen
Monde entdeckte. Sie befindet sich seit 1677 in einem
Elfenbeinrahmen. Die optischen Eigenschaften seines Teleskops hatte
er im Jahre 1609 ausführlich in seinem Buch Sidereus Nuncius
beschrieben. Abbildung 1b: Linse eingerahmt, Foto J.S. Schlimmer
08/2016 Einige Jahre später, um 1650 beobachtete der italienische Astronom G. B. Riccioli den Stern Mizar im Sternbild Großer Bär und entdeckte, dass dieser aus zwei Komponenten besteht (Abbildung 2). Das optische Paar Mizar und Alkor ist wegen der großen Distanz hingegen schon seit der Antike bekannt. Es lässt sich bereits mit dem bloßen Auge trennen. Abbildung 2: Alkor (links) und Mizar (rechts) lassen sich bereits mit bloßem Auge trennen. Um Mizar getrennt zu sehen, bedarf es hingegen ein kleines Teleskop. Seine Komponenten haben die Größen 2,23 und 3,88 Magnituden und sind 14,3 Bogensekunden voneinander entfernt.
Die systematische Suche und Beobachtung der Doppelsterne begann mit Christian Mayer (1719-1783). Mayer beobachtete helle Fixsterne, um deren Eigenbewegung zu untersuchen. Dabei fielen ihm schwächere Sterne in nächster Umgebung dieser hellen Sterne auf, die bislang in keinem Sternregister aufgeführt waren. Im Jahre 1779 veröffentlichte er eine erste Tabelle mit 72 Doppelsternen. Diese Tabelle erschien 2 Jahre später in Bodes "Berliner Astronomisches Jahrbuch für 1784" unter dem Titel "Verzeichnis aller bisher entdeckten Doppeltsterne". Die Tabelle wurde von Bode um 8 Sterne erweitert und enthielt somit 80 Doppelsterne. Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen, war Christian Mayer bereits von einer gravitativen Zusammengehörigkeit dieser neuen Sternsysteme überzeugt. Durch Mayers
Veröffentlichung angeregt,
beobachtete auch Friedrich
Wilhelm Herschel (1738-1822) ab dem Jahr 1779 systematisch
Doppelsterne.
Im Gegensatz zu Mayer hielt er
diese Systeme jedoch nur für optische
Doppelsterne. Herschel wollte
mit seinen Beobachtungen geeignete
Kandidaten zur Bestimmung der Parallaxe ermitteln, eine Idee die
bereits auf Galileo
Galilei zurückgeht. Herschel veröffentlichte im
Jahr 1782 seinen ersten Doppelstern
Katalog
mit insgesamt 269 Doppel- und Mehrfachsternen (siehe
Teil 2). Er teilte
die
beobachteten Doppelsterne je nach Schwierigkeitsgrad in 6 Klassen ein.
In den nachfolgenden Jahren beobachtete er rund 1000 solcher Sterne,
bis er
1804 zur Schlussfolgerung
kam, ”dass es eigene Sternsysteme
gibt, die aus 2 Fixsternen bestehen,
von welchen der eine sich in einer regelmäßigen Bahn um den anderen
bewege”.
In diesen 24 Jahren hatte sich der Positionswinkel von 53 Xi UMa um 59°
geändert (Abbildung 3) [1,2]. Er nannte diese
Sterne Binary
Stars im Gegensatz zu den scheinbaren Doppelsternen, die er als Double
Stars bezeichnet [3]. Damit war der Beweis erbracht, dass das
newtonsche
Gravitationsgesetz von 1687 über unser Sonnensystem hinaus wirksam ist.
Was uns heutzutage so selbstverständlich erscheint, war damals noch
eine
kleine Sensation. Sein Sohn John
Herschel (1792-1871) führte die Doppelsternbeobachtungen seines
Vaters ab 1834 am Südhimmel in Kappstadt/Südafrika fort. John Herschel entdeckte fast 6000
Doppelsterne (siehe
Teil 2). Ab 1815 beschäftigte sich Friedrich Georg Wilhelm Struve (1793-1864) in Dorpat mit der Beobachtung und Vermessung von Doppelsternen. Im Jahre 1822 veröffentlichte er seinen ersten Doppelsternkatalog. In den kommenden 15 Jahren folgten 2 weitere Kataloge (Abbildung 3). Struve entdeckte über 3000 neue Doppelsterne. Anhand von Vega versuchte er die Parallaxe eines nahen Sterns zu bestimmen. Später führte sein Sohn Otto Struve (1819-1905) in Pulkowo in der Nähe von St. Petersburg die Doppelsternbeobachtungen fort (siehe Teil 2). Ab dem Jahr 1840 führte J. H. Mädler Struves Doppelsternbeobachtungen in Dorpat fort und berechnete für einige wenige Systeme erste Umlaufbahnen. Auch F.W. Bessel beobachtete zu dieser Zeit von Königsberg aus Doppelsterne. Ihm gelang 1838 als erstem die genaue Bestimmung der Parallaxe anhand des Sterns 61 Cygni. Mehr zur Bestimmung der Parallaxe und der Eigenbewegung von 61 Cygni finden Sie in dem Artikel Der Doppelstern 61 Cygni. Abbildung 3: Struves Doppelsternkatalog aus dem Jahr 1837, Auszüge Doppelsternbeobachtungen
ab ca. 1870 Im Amerika
befasste sich Sherburne
Wesley Burnham
(1838-1921) mit
der
Vermessung von Doppelsternen. Zunächst mit einem
privaten 6 Zoll Refraktor ausgestattet, standen ihm im Laufe seiner
Karriere
der 18.5 Zoll
Refraktor
des Dearborn Observatory von
Chicago, der 26 Zoll Refraktor des Naval
Observatory in Washington, der 36 Zoll Refraktor des Lick Observatory und der 40 Zoll
Refraktor des Yerkes Observatory
zur Verfügung [3]. Er entdeckte knapp 2700 Doppel- und
Mehrfachsterne, siehe auch Artikel Common Proper Motion
Pairs. Burnham veröffentlichte 1906 den BDS Katalog unter dem Namen
A General Catalogue of Double
Stars Within 121° of the North Pole. In England beobachtete Thomas
Henry Espinell Compton Espin (1858-1934) als
Amateurastronom ab ca. 1880 zunächst variable Sterne, ab 1886 Sterne
mit K-M Spektren. Seine Beobachtungen veröffentlichte er regelmäßig in
den Astronomischen Nachrichten.
Über sein neues Observatorium in
Wolsingham im Nordosten Englands findet sich 1888 folgender kurzer
Beitrag: "The site of the new
Observatory is 3 Miles NE of the old one, and stands a 1000 feet above
the sea." [4]. Seine Beobachtungen
führte er mit Hilfe eines 17.25-Zoll Reflektor durch. Ab
ca.1892 begann Espin intensiv
Doppelsterne zu beobachten. Seine ersten Ergebnisse hierzu
veröffentlichte er
ein Jahr später im Journal of the
British Astrnomical Association [5] unter dem
Titel :"Micrometrical
Measurements of Double Stars in Connexion with the New Edition of
Celestial Objects". Espin
schrieb : "Ich kann hinzufügen, dass
dieser Bereich
der Astronomie für mich ziemlich neu ist und dass ich als Anfänger
große Zugeständnisse [allownance, Anm. d. Authors] beanspruchen muss."
Dieses Datum deckt sich sehr gut mit den
Einträgen im Washington Double Star
Catalog [25]. Seit 1919 war er
Mitglied
der IAU. Im Laufe seines Lebens entdeckte er fast 3200 neue
Doppelsterne (siehe
Teil 2). Ein wenig später als Burnham beobachtet auch Robert Grant Aitken (1864-1951) am Lick Observatorium in Kalifornien am 36-Zoll Refraktor Doppelsterne. Sein Buch The Binary Stars, das 1918 erschien, widmete er Burnham [6]. Aitken selbst entdeckte etwa 3500 Doppelsterne. Aitken veröffentlichte den New General Catalogue of Double Stars within 120° of the North Pole im Jahr 1932. Mit den damals größten Teleskopen der Welt aus den Werkstätten von Alvan Clark & Sons und G.W. Ritchey übernahm Amerika die Führungsrolle in der Astronomie. Abbildung 4: a)
Burnham : 40 Zoll Clark Teleskop des Yerkes Observatoriums [3] b)
Aitken: 36 Zoll Refraktor des Lick Observatoriums [6] Doppelsternbeobachtungen
im 20. Jahrhundert In Frankreich taten sich
besonders Abel Pourteau, Robert Jonckheere und Paul Couteau in
der Beobachtung bzw. der Entdeckung von Doppelsternen hervor. In
Südafrika beobachteten Richard
Alfred
Rossiter und Willem Hendrik van den Bos
erfolgreich
Doppelsterne: Über Abel Pourteau (1862-19xx)
ist nahezu nichts
bekannt, auch nicht in welchem Jahr er gestorben ist. Er arbeitete von
1919 bis 1927
an der Pariser Sternwarte und war an der Auswertung der Fotoplatten für
den Carte de Ciel beteiligt.
Ab 1923 begann er zusätzlich neue
Doppelsterne auf den Aufnahmen zu analysieren. Im Jahr
1933 veröffentlichte er seinen Catalog
des etoiles doubles de la zone +24° de la Carte Photographique du Ciel
mit über 5000 Doppelsternen (siehe Teil 2).
Im gleichen Jahr wurde er mit dem Lalande-Preis
von der französischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet [7]. Richard Alfred Rossiter (1886-1977) wurde in
den USA geboren. Er studierte an der Wesleyan
Universität, wo er
anschließend für 5 Jahre Mathematik unterrichtete. Danach studierte er
Astronomie an der Universität von Michigan bei W.J. Huessey. In seiner
Doktorarbeit beschäftigte er sich anhand von beta Lyrae mit der
Rotation der Sterne, basierend auf der Verschiebung von Spektrallinien
in Spektrogrammen. Es war Husseys
Idee in Südafrika ein Observatorium
zu errichten, um dort Doppelsterne zu beobachten. In Rossiter sah er den
geeigneten Kandidaten für dieses Vorhaben. Zusammen mit Rossiter reiste
1926 Huessey nach Südafrika,
starb aber auf der Hinreise an einem
Herzinfarkt. Rossiter führte
das Projekt allein fort und wurde 1928
Direktor des Lamont-Hussey
Observatorium in Südafrika, das
zur
Universität von Michigan, USA gehörte. Er entdeckte dort rund 5600
Doppelsterne (siehe
Teil 2). Seine Assistenten H.F.
Jessup und M.K. Donner
entdeckten
jeweils 803 bzw. 1031 weitere Doppelsterne. Das Hauptinstrument war ein
27-Zoll Refraktor. 1955
veröffentlichte er den Catalogue of
Southern Double Stars. Insgesamt
führte Rossiter 23.814
Messungen durch [8]. Robert Jonckheere (1888-1974)
stammte aus einer
industriellen Familie und ließ 1907-1909 in der Nähe seines Wohnortes
in Hem bei Lille eine private Sternwarte errichten. Der Refraktor
stammte von der Firma Mailhat und hatte eine Brennweite von etwa 600 cm
und eine Öffnung von 341 mm. Während des ersten Weltkrieges flüchtete
er mit seiner Familie nach England, wo er am Royal Observatory in
Greenwich untergebracht war, was ihm die Fortsetzung seines Studiums
über die Doppelsterne ermöglichte. Nach dem Krieg war sein privates
Observatorium in Hem stark beschädigt, das Familienunternehmen konkurs.
Zwischen 1927 und 1929 wurde das Teleskop sowie die Ausrüstung an die Universität Lille verkauft. Dort
wird es heute noch für
Schulungszwecke
für Studenten und Mitarbeiter der Universität eingesetzt [9]. Im
gleichen Jahr reiste Jonckheere
nach Marseille
um an der dortigen Sternwarte (immer noch als Amateur)
weiterzuarbeiten. Bis 1942 verdiente er seinen Lebensunterhalt mit
kleinen Jobs. Nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung am Centre National de la Recherche
Scientifique (C.N.R.S) startete er seine
Karriere als Maitre de Recherche
delegue à l' Observatoire de Marseille und setzte seine
Beobachtungen unter anderem am
80 cm Teleskop von Leon Foucault fort [10]. Im Washington Double Star
Catalog [25] sind 3292
Doppelsterne mit seinem Entdecker Code J
gekennzeichnet (siehe
Teil 2). Abbildung 5: a)
Robert Jonckheere an seinem Teleskop im Winter 1912 [11], b) Refraktor
der
Firma Mailhat seiner
Privatsternwarte Hem bei Lille/Frankreich [11] W.H. van den Bos
(1896-1974) wurde
in Rotterdam geboren. Er studierte an der Universität in Leiden und
führte ab 1920 Messungen an Doppelsternen durch. 1925 folgte seine
Doktorarbeit über Mikrometermessungen
an Doppelsternen. Im gleichen Jahr ging er nach Johannisburg an
das Union Observatorium und
führte seine Arbeiten am 26.5 Zoll Teleskop
fort. In der Zeit 1941 bis 1956 war er Direktor des Union
Observatoriums, von 1938 bis 1952 war er Präsident der
Kommission 26
der IAU. In den 50er und 60er Jahren folgten
Forschungsaufenthalte in den USA [12], [13]. Van den Bos entwickelte eine neue
Methode zur Bahnberechnung (Thiele-van
den Bos Methode) [13], [16] und veröffentlichte 134 Arbeiten
über Berechnungen von Umlaufbahnen. Diese wurden inzwischen durch
Neuberechnungen abgelöst [14]. Er entdeckte 3119 Doppelsterne (siehe
Teil 2). Paul Couteau (1923-2014) führte
seine Beobachtungen in der Zeit von 1951 bis 1967 am 38 cm Refraktor an
der
Sternwarte von Nizza durch. Für die Messungen verwendete er
verschiedene Mikrometer (Fadenmikrometer, Doppelbild-Mikrometer).
Später beobachtete er mit dem 50 cm und dem 74 cm
Refraktor der Sternwarte. 1962 verbrachte er 6 Monate am Yerkes
Observatory in
Wisconsin, USA und am McDonald Observatory in Texas. 1983 folgten
weitere kurze Aufenthalte am Lick Observatory in Mount Hamilton, USA
und 1986 am Pick du Midi am 2 Meter Teleskop. In den Jahren 1967 bis
1970 war er Vorsitzender der Double
Star Commission 26 der International
Astronomical Union (IAU) [15]. Er entdeckte rund 2700
Doppelsterne (siehe
Teil 2). Abbildung 6: Der
große Refraktor der Sternwarte Nizza, 74 cm freie Öffnung, 17,89 m
Brennweite [16],[17] W.D. Heintz (1930-2006)
war ein
deutscher Astronom. Bekannt wurde Heintz durch die
vielen Bahnberechnungen, die er für Doppelsterne durchführte. 1971
erschein sein Taschenbuch Doppelsterne
im Goldmann Verlag [18]. Heintz
wird als prägnante und akribische Person
beschrieben. Während seines Studiums an der Universität in
München-Bogenhausen lernte er bereits am dortigen Fraunhofer-Refraktor
Doppelsterne zu beobachten. Nach seiner Promotion 1953 wurde er als
Assistent an der Südstation in Mount Stromlo in Australien angestellt.
Seine erste bedeutende Publikation war Die Doppelsterne im FK4 im Jahr
1960. Ein Jahr später nahm er am IAU Symposium über Doppelsterne an der
Universität von Berkeley teil. Ab 1969 lebte Heintz in den USA und
unterrichtete am Swarthmore College bei
Philadelphia. Am dortigen Sproul
Observatorium beobachtete er am 24-Zoll Refraktor Doppelsterne.
Er hat insgesamt 54.000 Mikrometer Messungen durchgeführt und 900 neue
Doppelsterne entdeckt (siehe
Teil 2). Zusammen mit C. Worley
arbeitet er am 4. Catalogue of
Orbits of Visual Binary
Stars mit, der vom US Naval Observatoriom (USNO) 1983 als
gedruckter
Katalog herausgegeben wurde [19], [20]. Vielen ist der
Name Heintz aus dem Handbuch
für Sternfreunde von G.D. Roth
bekannt. Er ist der Autor des Kapitels 13
über Doppelsterne im 2. Band [21].
Fotografische
Himmelsdurchmusterungen Die POSS-I Durchmusterung, die mit dem 48-Zoll Schmidt Teleskop des Mount Palomar Observatoriums in der Zeit von 1948-1958 durchgeführt wurde, veranlasste Willem Jacob Luyten (1899-1994) die Fotoplatten gezielt nach Sternpaaren mit gemeinsamer Eigenbewegung zu untersuchen [22]. Über 6000 solcher Paare konnte er ausfindig machen, die unter dem Entdecker Code LDS im Washington Double Star Catalog [25] aufgeführt sind, siehe auch Artikel Common Proper Motion Pairs. Im Rahmen der
fotografischen Himmelsdurchmusterung des United States Naval
Observatory (USNO) in Washington entstand der
USNO-B1.0 Katalog mit mehr als einer Milliarde (!) Objekten. Hierfür
wurden im Laufe von 50 Jahren insgesamt 7435 Schmidt Platten
aufgenommen und später eingescannt [23], [24]. Unter anderem wurden im
Rahmen
dieser Durchmusterung auch 5220 neue Doppelsterne entdeckt. Die
Einträge im Washington Double Star Calalog Katalog erstrecken
sich über den
Zeitraum von 1892 -2000, allerdings stammen 90% der entdeckten
Doppelsterne aus der Zeit von 1996-2000. Wegen der ungünstigen Lage in
Washington D.C. wurden die Teleskope ab 1955 nach Flagstaff, Arizona
verlagert. Vom United States Naval
Observatory wird
auch der Washington
Double Star
Catalog (WDS) - der
inzwischen
rund 150.000 Doppelsterne beinhaltet -
herausgegeben [25]. Doppelsternentdeckungen im Rahmen der
Hipparcos Mission der ESA Die Hipparcos Mission (1989-1993)
der
ESA hatte die Positionsbestimmung von mehr als 1.100.000 Sternen zum
Ziel. Bei etwa 118.000 Sternen wurde die Position mit einer Genauigkeit
von etwa 1 mBogensekunde ermittelt (Hipparcos-Katalog), bei den
restlichen wurde die Position mit geringerer Genauigkeit von etwa 20-30
Millibogensekunden ermittelt (Tycho-Katalog). Neben der Position wurden
auch Parallaxen und Eigenbewegungen gemessen. Die Optik des Satelliten
bestand aus einem Schmidt Teleskop. Der Durchmesser des Hauptspiegels
betrug 290 mm, die Brennweite 1400 mm, woraus sich ein
Öffnungsverhältnis
von 1/4.8 ergab [26]. Mit dem Hipparcos
Satelliten wurden über 17.000 Doppelsterne entdeckt.
Abbildung 8: Der
Hipparcos Satellit [26] Doppelsterne im Rahmen der Gaia Mission der
ESA Im Rahmen
der Gaia Mission (2013- ) wurden Parallaxen und Eigenbewegungen von
Sternen mit sehr hoher Genauigkeit vermessen. Der erste Katalog DR1
wurde bereits im September 2016 veröffentlicht, der zweite Katalog DR2
folgte im April 2018. Im Dezember 2020 wurde mit dem EDR3 der 3.
Katalog der Mission veröffentlicht. Die Daten lasen Rückschlüsse auf
die tatsächlichen Entfernungen der Sterne aber auch auf die Abstände
zwischen den
Komponenten von Doppelsternen und Sternpaaren mit gemeinsamer
Eigenbewegung zu [27]. Eine kleine Exkursion zum Zentrum..... Analog zu
den Bewegungen von Doppelsternen bewegen sich auch die Sterne in der
Nähe der Milchstraße um einen Zentralkörper. Bei diesem handelt es sich
um ein sogenanntes schwarzes
Loch. Ein
internationales Forscherteam, das von Reinhard
Genzel (Max-Planck-Institut
für extraterrestrische Physik) geleitet wurde,
konnte anhand der Bewegung des Sterns S2 um Sgr A* zeigen, dass es sich
bei der
zentralen Masse um ein schwarzes Loch handeln muss [28].
Im Frühjahr
2002 näherte
sich der Stern S2 bis auf 15 Millibogensekunden der zentralen Masse an.
Die
Umlaufzeit von S2 um das schwarze Loch beträgt etwa 16 Jahre. Anhand
der Bahn von
S2 kann man auf die Masse des schwarzen Loches schließen. Nach neueren
Erkenntnissen beträgt sie ca. 4,3
Millionen Sonnenmassen. Im Juli 2018 konnte bei der Periastronpassage
von S2 auch die gravitative Rotverschiebung beobachtet werden, die ein
weiterer Nachweis der Allgemeinen Relativitätstheorie ist. Abbildung
9: Das Zentrum unserer Milchstraße um die Radioquelle Sgr A* [28]
Abbildung
10: Ein merkwürdiges Binary System: der Stern S2 umkreist die
Zentralmasse unserer Milchstraße in 15,2 Jahren [28] Für
die astronomische Forschung über schwarze Löcher wurde der Nobelpreis in Physik 2020 zur Hälfte
an Roger Penrose "for the discovery that black hole
formation is a robust prediction of the general theory of relativity"
verliehen. Die andere Hälfte ging an Reinhard
Genzel und Andrea Ghez “for the discovery of a supermassive
compact object at the centre of our galaxy”. Beide haben
unabhängig voneinander die Umgebung von Sgr A* untersucht [29].
Abbildung
11: a) Reinhard Genzel bei der Pressekonferenz am 6. Oktober 2020 in
München (ZDF), b) Übergabe des Nobelpreises
Fortsetzung des Artikels : Teil 2: Die Analyse Weitere Informationen Artikel über : Die Eigenbewegung der Fixsterne Artikel über : Die Masse der Sterne Das Grab von Galileo Galilei in der Basilika Santa Croce in Florenz Quellennachweis
[1] Felix R.
Paturi, Harenberg
Schlüsseldaten Astronomie, Harenberg Lexikon Verlag 1996, ISBN
3-611-00537-1 Danksagung This research has made use of the SIMBAD database, operated at CDS, Strasbourg, France This research has made use of the Washington Double Star Catalog maintained at the U.S. Naval Observatory.
Artikel überarbeitet in
11/2018
|