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John William Strutt, 3. Baron Rayleigh (1842 - 1919)
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Das Auflösungsvermögen Stichworte : Doppelsterne, Auflösungsvermögen, Rayleigh-Kriterium, Tagessehen, Nachtsehen, lucky pictures von J. S. Schlimmer (03/2004)Rayleigh-Kriterium Zur Definition des Auflösungsvermögen eines Teleskops verwendet man sehr gerne das sogenannte Rayleigh-Kriterium. Bei dem Rayleigh-Kriterium geht man davon aus, dass sich zwei Beugungsscheibchen gleicher Helligkeit und Farbe noch trennen lassen, wenn das Minimum des ersten mit dem Maximum des zweiten zusammenfällt. Somit ist das Auflösungsvermögen gleich dem Durchmesser des Beugungsscheibchens. Folgende Simulation zeigt die ideale Darstellung eines Doppelsterns gleich heller und farbiger Komponenten, die einen Abstand von 1" haben für eine 80 mm Öffnung ohne Abschattung (Vixen Refraktor 80L), einen 8 Zoll f/4 Newton (Vixen R200SS) und einen 12 Zoll f/5 Newton (UNC30515). Abbildung 1 : Beugungsscheibchen eines Doppelsterns von 1" Abstand bei Beobachtung mit einem 80mm Refraktor, einem 8-Zoll f/4 Newton Teleskop und einem 12-Zoll f/5 Newton Teleskop Die Auflösung lässt sich wie folgt berechnen :
Dabei ist D die effektive Öffnung des Teleskops und lambda die effektive Wellenlänge. Möchte man das Ergebnis in Bogensekunden erhalten, so muss die Gleichung mit 360°/2Pi x 3600 multipliziert werden. Abbildung 2 : Nach dem Rayleigh-Kriterium überlagern sich die Beugungsscheibchen eines Doppelsterns gerade so, dass das Minimum des ersten mit dem Maximum des zweiten zusammenfällt. Abbildung aus [1] Tagessehen und Nachtsehen In der Literatur findet man häufig die Bezeichnungen Tagessehen und Nachtsehen. Leider führen diese Bezeichnungen leicht zu Missverständnissen. Beim Tagessehen wird das Licht von den farbempfindlichen Zäpfchen des Auges empfangen. Beim Nachtsehen hingegen wird das Licht von den sehr lichtempfindlichen Stäbchen aufgenommen. Diese können jedoch keine Farben unterscheiden und liegen zudem nicht in der Mitte der Netzhaut. Die Wahrnehmung über die Stäbchen kann daher nur durch indirektes Sehen erfolgen. Doppelsterne sind im Vergleich zu HII Regionen oder Galaxien helle Objekte, die im Okular direkt sichtbar sind. In der Regel können die Farben der einzelnen Komponenten deutlich wahrgenommen werden. Die maximale spektrale Empfindlichkeit des Auges für Farbwahrnehmungen (Zäpfchen) liegt bei 555 nm (DIN 5031 T 3) [2]. Das Auflösungsvermögen in der Praxis Mit einem
8-Zoll-Teleskop
lassen sich mit einer Wellenlänge von 555 nm nach dem
Rayleigh-Kriterium
rechnerisch Doppelsterne gleicher Farbe und Helligkeit von 0,70
Bogensekunden
auflösen. Allerdings wird das Auflösungsvermögen eines Teleskops in
der Praxis durch atmosphärische Turbulenzen limitiert. Um eine
Auflösung
von 1,0 Bogensekunden bei Langzeitbelichtungen (> 1 Sekunde) zu
erreichen, benötigt
man ein durchschnittliches Seeing von 0,57 Bogensekunden. Eine
ausführliche
Darstellung darüber finden Sie in dem Artikel Wie
gut muß das Seeing sein ? [9]. Abbildungsfehler, wie zum
Beispiel
Sphärische Aberration führen zu einer weiteren Verringerung des
Auflösungsvermögens.
Bei dem 8-Zoll Teleskop des Autors (Vixen R200SS) liegt das
Auflösungsvermögen bei visueller
Beobachtung
etwa bei 1,0 Bogensekunden (Zeta Canceri AB). Lucky Pictures Mit kurzen
Belichtungszeiten
können die atmosphärischen Turbulenzen eingefroren werden. Allerdings
lassen sich kurze Belichtungszeiten naturgemäß nur mit hellen Objekten
verwirklichen. Hierzu gehören auch Doppelsterne. Die Luftunruhe wirkt
sich bei kurzen Belichtungszeiten auf die Häufigkeit brauchbarer Bilder
aus. Für einen Wellenfrontenfehler von 1 rad (ca. lambda / 6) lässt
sich die Häufigkeit
dieser als ”lucky pictures”
bezeichneten Aufnahmen berechnen (siehe
Artikel Wie
gut muß das Seeing sein ?). Es ist daher nicht verwunderlich, dass
sich mit Hilfe einer Webcam bessere Auflösungen erzielen lassen, wie
bei
visueller Beobachtung. Bei dem 8-Zoll Teleskop
des Autors (Vixen R200SS) liegt hier das Limit bei etwa
0,7 Bogensekunden.
John Wiliam Strutt, Baron Rayleigh Nobel Preis in Physik 1904 für seine Arbeiten über die Dichte der wichtigsten Gase und für seine Entdeckung des Argons in Verbindung mit diesen Studien [3] Quellennachweis
[1] G. D. Roth,
Herausgeber,
Handbuch der Sternfreunde in zwei Bänden, Band 1, Nachdruck der 4.
überarbeiteten und erweiterten Auflage 1998, Springer Verlag Seitenaufrufe
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