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Verschiedene
Verfahren zur Kalibrierung des Abbildungsmaßstabes
Zur späteren
Analyse von Doppelsternaufnahmen ist die genaue Kenntis des
Abbildungsmaßstabes des optischen Systems notwendig. Hier werden
verschiedene Verfahren gezeigt wie der Abbildungsmaßstab bestimmt
und das optische System kalibriert werden kann. 1.
Kalibrierung anhand bekannter
Doppelsternabstände Die einfachste
Methode besteht darin, den Abstand mehrerer Doppelsterne aufzunehmen
und mit den Angaben aus der Literatur zu vergleichen (siehe STFA 7 im Sternbild Stier).
Hierbei stößt man
jedoch schnell auf die Frage, welche Doppelsternsysteme für eine
Kalibrierung in Frage kommen. Die Angaben aus den Katalogen sind in der
Regel nicht aktuell und oft zu ungenau. Der Washington Double Star Catalog [1]
bietet hierzu eine Liste von 80 Doppelsternen mit bekannter Umlaufbahn
an. Anhand der bekannten Umlaufbahnen lassen sich auf den Tag genau die
Ephemeriden berechnen, die zum Vergleich benötigt werden. Zu den
aufgeführten Beispielen gehören Xi UMa, Epsilon Lyrae Cc-D, 70 Oph und
STF3050 (Mayer 80). Gleichzeitig
wird im Washington Double Star Catalog [1]
aber auch vor dieser Methode gewarnt und auf die Methode mit einer Schlitzmaske -> siehe 3. Doppellochblende oder den Sterndurchgangstest verwiesen.
Zur Vermeidung von
systematischen Fehlern sollten verschiedene Sterne unterschiedlicher
Helligkeit und Deklination bei der Transitmethode verwendet werden.
Die Ausrichtung der Webcam sollte parallel in Rektaszension sein. Bei
größeren Abweichungen in der Ausrichtung bezüglich des
Winkels sollte die Strecke entsprechend korrigiert werden. Winkel unter
5° wirken sich allerdings kaum auf das Ergebnis aus. Vorteil der Transitmethode
Maskiert
man die Teleskopöffnung mit einer Doppellochblende,
so wird ein Stern durch jede der beiden Öffnungen (Aperturen) separat
abgebildet.
Im Brennpunkt überlagern sich die Lichtwellen beider Öffnungen und
es
entsteht ein typisches Interferenzmuster. Abbildung 1 :
Interferenzstreifen im Beugungsscheibchen, Abstand der Aperturen 8 cm
Der Quotient aus dem berechneten
Streifenabstand f und dem aufgezeichneten Abstand in Pixel liefert
sofort
den gesuchten Abbildungsmaßstab. Das Problem des Verfahrens liegt
darin, dass die Wellenlänge in der Regel nicht exakt bekannt ist.
Zeichnet man Doppelsterne ohne Verwendung
eines Filters auf, so sollte auch die interferometrische Kalibrierung
ohne Filter erfolgen. Die effektive Wellenlänge hängt dann von der
maximalen
Empfindlichkeit des CCD Sensors und dem Spektrum des gewählten
Teststerns ab. 4. Kalibrierung
anhand der Eigenbewegung
von Sternen Gibt es für einen Stern mit großer Eigenbewegung genügend Messungen, so kann eine Ausgleichsgerade berechnet werden. Anhand der Geradengleichung kann für jeden beliebigen Zeitpunkt die Distanz zwischen den beiden Sternen berechnet werden. Damit läßt sich die zu erwartende Distanz auf jeden beliebigen zukünftigen Zeitpunkt extrapolieren. Mit einer eigenen Beobachtung kann anhand dieses Wertes das optische System kalibriert werden. Im Frühling bieten sich hierfür Regulus im Löwen und Mayer 36 (SHJ 162) im Sternbild Jungfrau an. Für Regulus lautet die
Gleichung der Ausgleichsgeraden :
X
ist das Datum des Beobachtungszeitpunktes z. B. X = 2011,386 X ist wiederum das Datum des Beobachtungszeitpunktes z. B. X = 2011,386 Mayer 36 bietet sich an,
weil beide Komponenten etwa gleich hell sind. Nachfogendes Diagramm
zeigt die Vorgehensweise : Abbildung 2: Distanz
von Mayer 36 (SHJ 162) über der Zeit aufgetragen
Es gibt eine Reihe von
Doppelsternen bei denen weder eine Änderung des Abstandes noch des
Winkels über lange Zeit festgestellt werden kann. Diese zeitlich
invarianten Doppelsterne sind ebenfalls für die Systemkalibrierung
geeignet. Allerdings sollten sie gleiche scheinbare Helligkeiten
besitzen, damit der Abstand hinreichend genau bestimmt werden kann. Da alle Messungen
fehlerbehaftet sind, ist es bei der Durchsicht eines Datansatzes auf
den ersten Blick nicht offensichtlich, ob sich Abstand und Winkel im
Laufe der Zeit ändern oder zeitlich invariant sind. Trägt man die
Abstände über der Zeit auf und berechnet eine Ausgleichsgerade, so wird
schnell deutlich ob sich die Abstände mit der Zeit ändern oder nicht.
Geht die Steigung der Ausgleichsgeraden gegen 0, so reicht es in erster
Näherung den Durchschnitt aller Messwerte als Wert für die Kalibrierung
zu verweden. Im Winter bietet sich
hierzu Theta 2 Orionis an (nicht mit Theta 1 Orions = Trapezion zu
verwechseln). Abbildung 3 zeigt die Abstandsmessungen von 1836 bis
2009. Der Betrag der Steigung der Ausgleichsgeraden beträgt nur 0,0007
Bogensekunden/Jahr. Die oben aufgestellte Forderung ist damit
hinreichend erfüllt. Der Mittelwert der Abstandsmessungen beträgt 52,19
Bogensekunden. Die Steigung von Theta 2 Orionis AC hingegen liegt
bereits bei 0,005 Bogensekunden/Jahr und ist damit fast 10 mal größer
als die der Komponenten AB.
Abbildung 3 :
Abstände von Theta 2 Oriones AB über der Zeit aufgetragen 6. Bestimmung
des Korrekturwinkels Der Korrekturwinkel muss immer neu ermittelt werden, wenn die Webcam neu montiert wurde. Zur Bestimmung des Positionswinkels sollte die Webcam an der Okularhülse möglichst exakt ausgerichtet werden. Bei einem Newton-Teleskop kann das mit Hilfe der Spinnenarme im intra- oder extrafokalen Beugungsbild eines Sterns erfolgen. Diese werden parallel zu den Bildrändern des Monitors ausgerichtet. Selbstverständlich sollten die Spinnenarme ihrerseits exakt in Deklination und Rektaszension ausgerichtet sein. Ohne großen Aufwand erreicht man mit dieser Methode Genauigkeiten von etwa 1° (Abbildung 3). Abbildung 4 : mit Hilfe der intra- bzw. extrafokalen Beugungsscheibchen lässt sich bei einem Newton Teleskop die Webcam besonders einfach ausrichten. Die hier gezeigten Beugungsscheibchen wurden jeweils im gleichen Abstand vom Fokus aufgenommen. Die Abweichungen beider Beugungsscheibchen voneinander weisen auf Sphärische Aberration hin.Eine weitere und sehr
einfache Möglichkeit besteht darin, dass der Doppelstern bei
ausgeschalteter Nachführung aufgezeichnet wird. Dabei wandert der Stern
von Ost nach West (Transitmethode). Das Programm REDUC [3] kann aus den
Einzelbildern des Videos automatisch den Korrekturwinkel berechnen und
übernimmt diesen bei der
späteren Auswertung der Aufnahmen. Die Genauigkeit liegt bei etwa 0,1°. Weitere Links Siehe hierzu auch : Fehleranalyse Quellennachweis
[1] Brian D. Mason,
Gary
L. Wycoff, and William I. Hartkopf, The Washington Double Star Catalog,
http://ad.usno.navy.mil/wds/ Seitenaufrufe
seit 1. Januar 2005 : |